angegeben    und    wurde    im    vorliegenden    Fall    von    der    Oberkante    des    Kiels gemessen.   In   anderen   Bestecken   wurde   dieses   Maß   auch   gelegentlich   von   der Unterkante des Kiels  angegeben.

Steuerlastig gebaut

Große   Schiffe,   so   auch   die   Eendracht,   wurden   steuerlastig   gebaut.   Denken   wir uns   zu   diesem   Zweck   in   Längsrichtung   des   Schiffes   an   der   vorderen   Oberkante des    Kiels    eine    horizontale    Linie.    Es    wurde    von    dieser    Linie    im    Bereich    des Achterstevens    laut    C.van    Yk    ein    Maß    von    1/50*Schiffslänge    nach    unten abgetragen.   Die   von   C.van   Yk   gemachte   Aussage,   dass   die   Steuerlast   nach   der oben    genannten    Berechnung    ermittelt    werden    könnte,    wird    durch    überlieferte Tiefgangsangaben     verschiedener     Kriegsschiffe     infrage     gestellt.     Die     in     der nebenstehenden   Tabelle      aufgeführten   Angaben   zu   den   Kriegsschiffen   deuten darauf   hin,   dass   die   Steuerlast   vermutlich   nur   während   der   Planung   und   des   Baus eines   Schiffes   Bedeutung   hatte.   Der   damalige   Schiffbauer   war   noch   nicht   in   der Lage,   ein   Schiff   in   seinen   Dimensionen   so   genau   zu   berechnen,   dass   Wunsch und   Wirklichkeit   später   übereinstimmten.   Wenn   das   Schiff   nach   dem   Stapellauf keine   gute   Schwimmlage   hatte,   konnte   dieses   nur   bedingt   durch   entsprechendes Trimmen   korrigiert   werden.   Hier   war   dann   die   Gesamtlage   des   Schiffes   wichtig. Bei   einem   Kriegsschiff   strebte   man   sicher   an,   dass   die   geschützführenden   Decks möglichst   parallel   zur   Wasserlinie   lagen.   Dann   war   die   Lage   des   Kiels   nicht   mehr relevant. Während   einer   Inspektionsreise   im   Frühjahr   1665   wurden   die   in   den   Heimathäfen liegenden   Kriegsschiffe   näher   untersucht.   Man   schaute   nach,   ob   die   Kriegsschiffe für   den   sich   anbahnenden   Konflikt   mit   den   Engländern   noch   geeignet   waren.   So wurden    unter    anderem    auch    die    Tiefgänge    vorne    und    hinten    ermittelt.    Diese wenigen    überlieferten    Tiefgangsangaben    lassen    erkennen,    dass    der    Bau    von Schiffen   nicht   immer   das   zuvor   gewünschte   Ergebnis   zur   Folge   hatte.   Dass   die wenigen   Beispiele   keine   allgemeine   Aussage   zulassen,   liegt   auf   der   Hand.   Eines wird    aber    dennoch    deutlich.    Die    Kriegsschiffe    Klein    Hollandt,    Prins    Maurits, Dordrecht   und   Utrecht,   alle   130   Fuß   lang,   wurden   nach   den   Vorgaben   der   im Nationaal Archief Den Haag vorliegenden Bestecken gebaut. Es   fällt   natürlich   auf,   dass   die   Schiffe   keinen   einheitlichen   Tiefgang   hatten.   Das Kriegsschiff   Rotterdam   kann   noch   hinzugenommen   werden,   da   es   auch   nach einem   der   besagten   Bestecke   gebaut   wurde.   Hier   fällt   auf,   dass   die   geforderte Schiffslänge    von    130    Fuß    vermutlich    aus    baulichen    Gründen    oder    falsch gekauftem   Material   nicht   eingehalten   werden   konnte.   Schauen   wir   uns   die   beiden großen    150-    und    152-Fuß-Kriegsschiffe    an,    denkt    man    zunächst    an    einen Schreibfehler.   Aber   das   Originaldokument   lässt   keinen   Zweifel   zu.   Die   Eendracht hatte   eine   gemessene   Steuerlast   von   617   mm,   die   Groot   Hollandt   1081   mm.   Da muss   beim   Bau   der   Groot   Hollandt   das   passiert   sein,   was   C.van   Yk   in   seinem Werk   immer   wieder   unterschwellig   anklingen   ließ.   Die   Schiffbauer   hatten   kein nachvollziehbares,   einleuchtendes   Regelwerk   für   die   Konstruktion   ihrer   Schiffe. Auch   bei   den   aufgeführten   Tiefgangsangaben   der   ostindischen   Schiffe   in   Tabelle     wird    ersichtlich,    dass    es    schwierig    war,    den    Tiefgang    eines    Schiffes    zu beeinflussen.   Ein   120   Fuß   langes   Schiff   hatte   genau   wie   ein   127   Fuß   langes Schiff 14 Fuß Tiefgang . Betrachten   wir   die   Situation   des   Tiefgangs   aus   der   Sicht   der   Marinemaler   van   de Velde,    so    erscheinen    auf    den    ersten    Blick    die    kritischen    Bemerkungen    der Seeleute   eigentlich   unbegründet.   Die   meisten   von   van   de   Velde   gezeichneten Schiffe   liegen   scheinbar   hoch   genug   aus   dem   Wasser.   Bedenken   wir   aber,   diese Schiffe   lagen   in   der   Regel   in   ihrem   Heimathafen.   Sie   waren   ganz   selten   voll ausgerüstet.   Es   waren   zum   Beispiel   selten   Kanonen,   kaum   Besatzungen,   keine Verpflegung   etc.   an   Bord.   Somit   lagen   die   Schiffe   ziemlich   hoch   aus   dem   Wasser. Erst    nachdem    sie    vollständig    ausgerüstet    waren,    hatten    sie    den    richtigen Tiefgang.   Ob   der   Ballast   im   Hafen   aus   den   Schiffen   entfernt   wurde,   geht   aus keinen Unterlagen hervor.
Literatur Literatur
Steuerlastig gebaute Kriegsschiffe
B- Nr.
Schiffsname
L [F-D]
L [mm]
Th
Tv
Stl [mm]
Stl-Yk [mm]
Eendracht
152‘
43016
19‘ 4“
17‘ 2“
617
860
Groot Hollandt
150‘
42450
18‘ 6“
14‘ 8“
1081
849
Klein Hollandt
130‘
36790
15‘ 6“
14‘ 8“
206
736
Rotterdam
127‘ 7“
36121
16‘ 0“
14‘ 8“
360
722
Prins Maurits
130‘
36790
16‘ 0“
14‘ 0“
566
736
Dordrecht
130‘
36790
16‘ 4“
14‘ 5“
540
736
Utrecht
130‘
36790
15‘ 3“
13‘ 0
643
736
Delft
111‘ 3“
31490
13‘ 0“
11‘ 2“
515
630
Huys te Swieten
146‘
41318
13 ¾‘
13 ¾‘
0
0
Schiffe der O.I.C.
Schiffsname
L [F]
W [F]
R [F]
T [F]
Het Kallf
120‘
26 ¾‘
12‘
14‘
Het Lam
127‘
26 ¾‘
12‘
14‘
Naerden
130‘
33‘
12 ¼‘
15‘
De vergulden Draeck
137‘
32‘
13 ½‘
17‘
De Vreede
155‘
38‘
12‘
19‘
Breda
170‘
38‘
12 ½‘
21‘
Tiefgangsangaben einiger Schiffe der O.I.C.. L = Länge über Steven. W = Schiffsweite auf Spant. R = Raumtiefe des Schiffes. T = Tiefgang des Schiffes. Diese Schiffe wurden von O.I.C. an den Staat ausgeliehen.
Einige Kriegsschiffe, die nach den Bestecken der beiden Bauprogramme gebaut und vermessen wurden. B-Nr. = Nummer des Bestecks aus Kapitel 1. L = Länge über Steven. Th = Tiefgang hinten; Tv = Tiefgang vorne. Stl = Gemessene Steuerlast. Stl-Yk = Nach Van Yk berechnete Steuerlast. Nach der Formel:              Stl-Yk = Schiffslänge/50