Die oben gezeigte Hauptspantform und die dazugehörigen Berechnungen des anonymen Autors zeigen ganz deutlich, dass Phineas Pett zwar das Regelwerk benutzte, jedoch bei der Festlegung oder der Berechnung der Radiusgrößen andere, uns nicht bekannte Wege ging. Setzen wir die von Pett festgelegten Radien ein, ergibt sich eine wie in Abbildung 3 dargestellte Hauptspantform. Kommen wir nun zur eigentlichen Konstruktion des wichtigen Entwurfselements, dem Hauptspant der SOVEREIGN OF THE SEAS. Zuerst wird eine Basis in Höhe Oberkante Kiel, darauf eine Mittellinie und danach die größte Schiffsweite in Form von senkrechten Linien gezeichnet. Die größte Schiffsweite von 46 Fuß 6 Zoll (14173 mm) befindet sich in Höhe der Raumtiefe von 19 Fuß 4 Zoll (5893 mm). In Höhe der Raumtiefe wird eine parallele Linie zur Basis gezeichnet. Oberhalb der Raumtiefe wird eine weitere parallele Linie mit einem Abstand von 5893 mm gezeichnet. Wir erhalten so ein Rechteck, in dem sich ein Hauptspant entwickeln lässt. Die seitliche Begrenzung des Flachs wird durch zwei vertikal angeordnete Linien mit einem Abstand von 2134 mm von der Mitte des Schiffes gezeichnet. Radius eins mit 3353 mm wird tangential vom Endpunkt des Flachs bis weit über die Kimm gezeichnet. Sein Mittelpunkt befindet sich auf der Senkrechten am Ende des Flachs. Als nächstes wird der Radius drei mit 3048 mm auf der horizontalen der größten Weite gezeichnet. Er nimmt seinen Radiusanfang direkt auf der Linie der Raumtiefe und wird nach unten weitergeführt. Um den Mittelpunkt von Radius zwei zu finden, muss vom Radius zwei, 9449 mm, Radius eins, 3353 mm, subtrahiert werden. Das verbleibende Maß von 6096 mm wird mit einem Zirkel um den Mittelpunkt von Radius eins geschlagen. Genauso verfahren wir mit dem Radius drei. Von Radius zwei, 9449 mm, ziehen wir den Radius drei, 3048 mm, ab. Es verbleiben 6401 mm. Dieses Maß wird wiederum in den Zirkel genommen und vom Mittelpunkt des Radius drei ein Kreisbogen geschlagen, der den zuvor erstellten schneidet. Durch diesen neugewonnenen Mittelpunkt wird jetzt der Radius zwei mit 9449 mm tangential von Radius eins nach Radius drei gezogen. Die untere Hälfte des Hauptspants ist jetzt erstellt. Um den oberen Auflanger zu zeichnen, muss auf der obersten horizontalen Linie die Einwärtskrümmung festgelegt werden. Der anonyme Autor gab die Empfehlung, als Minimum ein Viertel oder als Maximum ein Drittel der halben Schiffsweite zu nehmen. Da dieser Wert nicht überliefert ist, wurde er im Zuge der Rekonstruktion auf ein Drittel, 2362 mm, festgelegt. Bevor wir jedoch die verkehrten Auflanger, oder oberen Spantstützen konstruieren, müssen wir noch den vierten Radius zeichnen. Er hat einen Wert von 4267 mm und sein Mittelpunkt liegt auf der größten horizontalen Schiffsweite. Im Gegensatz zu Radius drei, der nach unten verläuft, wird Radius vier nach oben abgetragen. Kommen wir zurück zum Radius des verkehrten Auflangers. Sein Mittelpunkt findet sich, indem um den Mittelpunkt von Radius vier ein Kreisbogen mit dem Maß der Schiffsweite von 14173 mm zuzüglich des Radius vier von 4267 mm geschlagen wird. Der zweite Kreisbogen mit dem Maß der Schiffsweite von 14173 mm wird vom Schnittpunkt der oberen Horizontallinie und dem Einzug der Spantstütze geschlagen. Danach wird die Kontur der Spantstütze mit dem Maß der Schiffsweite durch den neu gewonnenen Schnittpunkt gezogen.

Die Senten

Die Flur-, Herz- und Toppsenten waren die Basis für die theoretische Form des Schiffes. Sie wurden benötigt, um daraus die Querspanten eines Schiffes zu konstruieren. Um die Senten konstruktiv gestalten zu können, bedarf es der bereits geleisteten Konstruktionsarbeit, wie Seitenansicht mit Kiel, Vor- und Achtersteven und die Hauptspantkonstruktion. Der anonyme Autor hat für jede der zuvor genannten Senten gesonderte Berechnungen vorgesehen, die im Folgenden näher erläutert werden sollen.

Die hintere Flursente in der Seitenansicht

ine Flursente beginnt am Achtersteven, berührt am Hauptspant ideell die Außenkante des Flachs in Höhe der Oberkante des Kiels und endet am Vorsteven. Für den ersten Entwurf folgen wir dem anonymen Autor und legen den unteren Spiegelpunkt auf halber Achterstevenhöhe, 4222 mm oberhalb des Kiels. Für die Rekonstruktion der Flursente sind eine Reihe von Hilfsspanten erforderlich. Man kann den Abstand von Spant zu Spant frei-, oder auch den gleichen wie bei den Bauspanten wählen. Die Entfernung vom Schnittpunkt Achtersteven/Flursente bis zum Hauptspant beträgt 26778 mm. Der anonyme Autor empfahl in seinem Manuskript, den Spantabstand zwischen 2 Fuß 6 Zoll und 3 Fuß zu wählen. Hier war natürlich die Erfahrung des Schiffbauers gefordert. Er konnte diesen Abstand je nach vorhandenem Material variieren. Im Fall der SOVEREIGN sollen 35 Span-ten 26778/35 = 765 mm eingebaut werden. Spant eins setzen wir am Hauptspant, Spant 35 am Schnittpunkt Achtersteven/Flursente. Folgen wir dem anonymen Autor, so wird die Spantnummer 35 in die dritte Potenz erhoben 35³ oder vereinfacht: 35·35·35 = 42875. Spant 34 wird ebenfalls in die dritte Potenz erhoben, welches 39304 zum Ergebnis hat. Spant 33³ ergibt 35937, Spant 32³ = 32768 usw. Um die Höhe der jeweiligen Schnittpunkte Spant/Sente zu ermitteln, wird folgende Berechnung notwendig: