Das Galion

Bis   in   die   dreißiger   Jahre   des   17.   Jahrhunderts   legten   die   Schiffbauer   die   Länge   des   Galions   mit   einem   Fünftel   der   Schiffslänge   über   Steven   fest.   Im weiteren   Verlauf   des   Jahrhunderts   reduzierte   man   die   Länge   nach   und   nach   auf   etwa   ein   Achtel   der   Schiffslänge.   Man   hatte   leidvolle   Erfahrungen durch   Schäden   an   den   Schiffen   machen   müssen.   Durch   die   extrem   langen   Konstruktionen   und   ungenügenden Abstützungen   der   Lieger   arbeiteten   sie derart   am   Vorsteven,   dass   es   vorkam,   dass   sich   die   Verbindung   der Außenhaut   mit   dem   Steven   löste.   Es   kam   zum   ungewollten   Wassereinbruch   und auch zu Verlusten von Schiff und Mensch. Eine Verkürzung des Galions war die natürliche Folge. Das   Gebilde   des   Galions   ruhte   auf   den   beiden   Liegern.   Ihre   Lage   ergab   sich   durch   die Anordnung   der   Berghölzer.   Der   Verlauf   der   Berghölzer   war   die Ausgangslage   der   beiden   Lieger.   Der   genaue   Verlauf   wurde   jedoch   auch   durch   den   Geschmack   und   dem Augenmaß   des   Schiffbauers   bestimmt.   Die Lieger   waren   unterschiedlich   am   Vorsteven   befestigt.   Während   der   untere   Lieger   an   der   Vorderkante   des   Stevens   anlag   und   nur   durch   das   sich darunter befindliche Knie gehalten wurde, hatte der obere Lieger einen verdeckten Schwalbenschwanz, der in den Steven eingelassen wurde.

Der untere Lieger

Die   Tiefe   des   unteren   Liegers   war   in   Schiffsquerrichtung   an   der   Vorderkante   des   Vorstevens   identisch   mit   dem   Maß   des   Vorstevens   an   dieser   Stelle. Im   Bereich   des   Galionslöwen   reduzierte   sich   dieses   Maß   auf   zwei   Drittel   der   hinteren   Tiefe.   Nach   vorne   erweiterte   man   das   Maß,   damit   die   Klauen des Löwen das Ende des Liegers gut umfassen konnten. Hier war auch die optische Wirkung ausschlaggebend.

Der obere Lieger

Der   obere   Lieger   sollte   in   den   Abmessungen   nach   C.van   Yk   durchgehend   zwei   Drittel   des   unteren   Liegers   betragen.   Das   hintere   Ende   wurde   mit einem    verdeckten    Schwalbenschwanz    in    den    Vorsteven    eingelassen.    Die    weitere    Verlängerung    des    oberen    Liegers    wurde    durch    das    Es bewerkstelligt.   Es   wurde   mit   einer   Lasche   auf   das   vordere   Ende   des   Liegers   befestigt.   Dieses   nach   oben   gerichtete   Holz   ruhte   dann   auf   dem   Rücken des Galionslöwen. Das vordere Ende des Liegers/Es sollte mit der Nase und den Pfoten des Löwen eine rechte Linie bilden. Am   vorderen   Ende   bekam   das   Es   die   Tiefe   des   Vorstevens.   Es   wurden   an   der   Rückseite   des   Es   Sponungen   eingearbeitet.   Hier   endeten   die   Relinge, drei   an   der   Zahl.   Die   Sponung   wurde   vermutlich   den   örtlichen   Gegebenheiten   angepasst,   C.van   Yk   hatte   keine   Informationen   parat.   Er   erachtete   es als   sinnvoll,   das   Es   nicht   mehr   zu   verwenden.   Seiner   Meinung   nach   könnten   die   Relinge   des   Galions   genauso   gut   am   Galionslöwen   enden   und   dort befestigt werden. Am   Vorsteven   befand   sich   ein   relativ   großes   Knie,   welches   den   oberen   Lieger   sichern   sollte.   Über   seine   Abmessungen   schweigen   die   Unterlagen. Das   Knie   wurde   im   Zuge   der   Rekonstruktion   so   ausgeführt,   dass   es   mit   dem   Maß   am   vorderen   Ende   des   Vorstevens   in   Übereinstimmung   kam.   Der Schenkel auf dem oberen Lieger wurde dem Maß des Liegers angepasst. Die   überlieferten   Zeichnungen   der   Van   de   Veldes   deuten   darauf   hin,   das   die   Proportionen   der   beiden   Lieger   nicht   so   ausgeführt   wurden,   wie   C.van Yk es beschrieben hatte. C.van Yk stellte seinen Lesern ein vermutlich kürzeres Galion als das der Eendracht vor.

Der Kamm

Zwischen   beiden   Liegern   befand   sich   der   Kamm.   Hierbei   handelt   es   sich   um   ein   kunstvoll   verziertes   Brett.   Es   wurde   unten   und   oben   in   je   einer Sponung   der   Lieger   geführt.   Der   ausführende   Schnitzer   hatte   die   Aufgabe,   bestimmte   Bereiche   so   auszuführen,   dass   die   eisernen   Bolzen   verdeckt angeordnet   werden   konnten.   Die   Bolzen   sollten   durch   den   unteren   Lieger,   dem   Kamm   und   dem   oberen   Lieger   gehen.   Der   Kamm   reichte   bis   zum hinteren Ende des Galionslöwen. Die Tiefe in Schiffsquerrichtung sollte ein Viertel der Tiefe des Vorstevens an seiner Vorderkante betragen.

Die Spanten des Galions

Auf   dem   oberen   Lieger   wurden   die   Querspanten   angeordnet.   Sie   hatten   die Aufgabe,   dem   Galion   seine   Gestalt   zu   geben.   Die   Form   derselben   war   im Bodenbereich   beinahe   horizontal.   Der   Übergang   zum   mehr   oder   weniger   aufrecht   stehenden   Spant   wurde   in   der   Kimm   durch   eine   annähernde Radiuskonstruktion    gebildet.    Die    hinteren    Spanten    hatten    nur    die   Aufgabe,    die    Galionsregeln    zu    fixieren.    Sie    wurden    auch    nicht    direkt    am Schiffskörper   befestigt.   Die   Klüsen   für   die Ankertaue   durften   nicht   durch   die   Spanten   oder   Galionsregeln   verdeckt   werden.   Ein   schlagendes Ankertau oder das Eintauchen des Vorschiffes bei ausgelegtem Anker konnte recht schnell großen Schaden anrichten. Die    Spanten,    oder    wie    C.van    Yk    sie    auch    nannte,    die    Knie    sollten    einen    quadratischen    Querschnitt    bekommen.    Die    Spanten    bekamen    die Abmessungen   der   oberen   Reling,   und   zwar   an   der   Stelle,   an   der   sich   das   Spant   befand.   So   ergab   es   sich,   dass   die   Spanten   nach   vorne   dünner ausfielen.