Der Schiffsentwurf
Im
17.
Jahrhundert
war
es
in
den
Niederlanden
bei
seegehenden
Schiffen
durchaus
üblich,
für
die
Raumtiefe
eines
Schiffes
ein
Zehntel
der
Länge
über
Steven
zugrunde
zu
legen.
Die
größte
Schiffsweite
unterlag
dem
Verwendungszweck
des
Schiffes
und
variierte
um
das
Maß
ein
Viertel der Länge über Steven. Kriegsschiffe wurden je nach Größe auch geringfügig weiter gebaut.
Um
die
Seitenhöhe
eines
Schiffes
mit
zwei
durchlaufenden
Decks
zu
ermitteln,
wurden
laut
C.van
Yk
drei
Viertel
der
Schiffsweite
gewählt,
gemessen von Oberkante Kiel bis zur Oberkante des Schanddeckels.
Man
war
sich
in
Kreisen
der
Schiffbauer
bezüglich
des
Decks
oberhalb
des
Überlaufs
weitgehend
darüber
einig,
es
in
einer
Höhe
von
sieben
bis
acht
Fuß
anzulegen.
Die
Höhe
aller
weiteren
Decks
unterlag
den
örtlichen
Gegebenheiten
im
Schiff
und
ganz
besonders
den
Anforderungen
der
Auftraggeber.
Mit
diesen
Grundregeln
ist
es
auch
heute
möglich,
ein
niederländisches
Schiff
des
17.
Jahrhunderts
relativ
schnell
in
seinen
wesentlichen Abmessungen zu definieren.
Bei
Schiffen
mit
einer
Raumtiefe
über
16
Fuß
ohne
zusätzliche
Queraussteifung
unterhalb
des
Überlaufs
lief
man
Gefahr,
dass
durch
den
von
außen
wirkenden
Wasserdruck
die
Außenstruktur
des
Schiffskörpers
eingedrückt
werden
konnte.
Um
diesem
Umstand
Rechnung
zu
tragen,
empfahl
C.van
Yk,
dass
bei
Kriegsschiffen
sogenannte
Lastbalken
in
einer
festgelegten
Höhe
eingebaut
werden
sollten.
Alternativ
war
bei
Handelsschiffen
auch
ein
zusätzliches
Deck
möglich.
Die
O.I.C.
hatte
1664
zum
Beispiel
ein
Schiff
mit
dem
Namen
Middelburgh
bauen
lassen.
Es
hatte
eine
Länge
von
155
Fuß
und
eine
Schiffsweite
von
nur
36
Fuß.
Aber
die
Raumtiefe
betrug
17
Fuß.
Hier
wurden
Lastbalken
eingesetzt,
um
die
Schiffsstruktur
zu
stützen.
Die
etwas
größeren
Schiffe
von
160
Fuß
Länge
hatten
eine
Weite
von
38
Fuß,
aber
schon
eine
Raumtiefe
von
18
Fuß.
Auch
hier
wurden
Lastbalken
erforderlich.
Selbst
bei
einem
Schiff
in
den
Abmessungen
160',
36',
16'
wurden
Lastbalken
gefordert.
Interessant erscheint, dass sogar ein Schiff mit den Abmessungen 155', 37 ½', 12'
Lastbalken
hatte. Dieses Schiff wurde 1664 gebaut.
Erfahrungen
im
Bau
von
Schiffen
hatten
die
Schiffbauer
gelehrt,
dass
große,
revolutionäre
Veränderungen
von
einem
Schiffsneubau
zum
nächsten
nicht
möglich
waren.
Sie
hatten
über
die
Jahrhunderte
verschiedene
Arbeitsmethoden
entwickelt
und
diese
immer
wieder
den
Gegebenheiten
angepasst
und
verfeinert.
Uns
sind
durch
Nicolaes
Witsen
und
Cornelis
van
Yk
zwei
voneinander
abweichende
Arbeitsmethoden
bekannt.
Sie
ermöglichen
es
uns
auch
heute
noch,
Schiffe
danach
zu
bauen
oder,
wie
im
vorliegenden
Fall,
ein
Schiff
zu
rekonstruieren.
Es
ist
nicht
überliefert,
ob
es
noch
andere,
heute
längst
vergessene
Arbeitsmethoden
gab.
Da
unser
Schiff,
die
Eendracht,
1653-54
in
Rotterdam
gebaut wurde, beschäftigen wir uns überwiegend mit der dort üblichen Baumethode.
Die
Grundlage
des
neuen
Flottenbauprogramms
war
eine
Reihe
sorgsam
erstellter
Bestecke
vom
130-
bis
zum
150-Fuß-Kriegsschiff.
Hier
wurden
alle
zum
Bau
eines
Schiffes
notwendigen
Informationen
niedergeschrieben
und
galten
als
vertragsbindend.
Wie
in
der
Einführung
bereits
erwähnt,
war
man
sich
aufseiten
der
Administration
anscheinend
nicht
sicher,
ob
denn
die
nun
vorliegenden
Bestecke
auch
praxisgerecht
ausgelegt
waren.
Somit
wurden
drei
Abgeordnete
der
Generalstaaten
damit
beauftragt,
den
derzeit
durch
Krankheit
ans
Bett
gefesselten
W.C.de
With
am
23.12.1652
aufzusuchen.
Sie
legten
ihm
einen
Satz
der
Bestecke
vor
und
baten
um
sein
fachliches
Urteil.
Hintergrund
war
die
ablehnende Haltung der Admiralität Amsterdam, größere Kriegsschiffe bauen zu lassen.
Einschätzung eines Fachmanns
Beschäftigen
wir
uns
kurz
mit
dem
Antwortschreiben
von
W.C.de
With
,
welches
er
bereits
einen
Tag
später,
nämlich
am
24.12.1652
den
Generalstaaten
zuschickte.
Sein
Urteil
war
vernichtend,
denn
er
war
der
Meinung,
dass
diese
Schiffe
nicht
zum
Dienst
für
das
Vaterland
taugen
würden.
Er
konnte
ferner
dem
Wunsch
der
Admiralität
Amsterdam
auf
keinen
Fall
zustimmen,
die
150-,
140-
und
134-Fuß-Kriegsschiffe
kleiner
auszuführen.
Im
Gegenteil,
sie
könnten
wohl
größer
werden.
Im
Bereich
der
Kuhl
sollte
soviel
Raum
geschaffen
werden,
dass
zwischen
den
Booten
und
der
Bordwand
bequem
12-Pfünder
aufgestellt
werden
könnten.
Die
Heckbalkenlänge
müsste
bei
allen
Schiffen
zwei
Drittel
der
Schiffsweite
betragen.
Zu
den
Bestecken
der
Fregatten
äußerte
er
sich
verhalten.
Sinngemäß
könnte
man
seinen
Ausführungen
entnehmen,
dass
es
wohl
besser
wäre,
den
Bau
der
großen
Kriegsschiffe
zu
forcieren,
da
ja
die
meisten
derzeit
verfügbaren
Schiffe
schon
fregattenartig
wären.
Ferner
gäbe
es
in
der
gesamten
Flotte
nur
drei
oder
vier
gute
Schiffe,
die
für
den
Einsatz
gegen
den
Feind
geeignet
wären.
Eingehend
auf
die
Aussage
der
Admiralität
Amsterdam,
dass
die
großen
Schiffe
von
150
Fuß
nicht
von
Amsterdam
weg
zu
bekommen
wären,
entgegnete
er
ganz
pragmatisch,
dass
der
Feind,
und
hiermit
waren
die
Engländer
gemeint,
darauf
keine
Rücksicht
nehmen
würde.
Außerdem
würden
die
Ostindienfahrer,
die
ja
wesentlich
größer
als
die
nun
zu
bauenden
Kriegsschiffe
wären,
mit
Hilfe
von
Wasserschiffen
über
die
Untiefen
geschleppt.
Der
Unterschied
des
Tiefgangs
zwischen
den
140-
und
150-Fuß-Kriegsschiffen
würde
ohnehin
nur
ca.
6
Daumen
betragen.
Seine
Bedenken
zur
Bewaffnung
der
Schiffe
lassen
den
Schluss
zu,
dass
er
lieber
mit
einem
großen
Schiff
mit
60
Geschützen,
als
mit
zwei
kleineren
Schiffen
mit
jeweils
34
bis
36
Geschützen
den
Feind
aufsuchen
würde.
Bei
den
kleineren
Kriegsschiffen
wäre
ein
Teil
der
unteren
Batterie
ohnehin
nicht
benutzbar.
Generell
würde
er
lieber
mit
50
bis
60
gut
bewaffneten
Kriegsschiffen,
als
mit
80
bis
90
weniger
gut
bewaffneten
Kriegsschiffen
in
See
stechen.
Zur
Begründung
führte
er
an,
dass
ein
großer
Teil
der
weniger
gut
bestückten
Kriegsschiffe
meistens
doch
keinen
direkten
Einfluss
auf
das
Geschehen
ausübten.
Viele
Kapitäne
würden
sich
ohnehin
mit
ihren
Schiffen
durch
fadenscheinige
Ausreden
weit
abseits
der
Kampfhandlungen
aufhalten.
Zu
guter
Letzt
kam
unterschwellig
doch
noch
die
Klage
durch,
selbst
kein
neues
Schiff
zu
bekommen.
Er
würde
dann
vermutlich
wieder
die
Brederode
führen
müssen.
Hier
wäre
es
erst
vor
Kurzem
geschehen,
dass
die
untere
Batterie
wieder
mächtig viel Wasser übernommen hatte. Es wäre ein großes Problem, mit einem solchen Schiff Krieg führen zu müssen.
Das Antwortschreibens an die
Generalstaaten von W.C.de With.
NL-HaNA1.01.02 - 5551, 24.12.1652